Ayurveda – ein Geschenk und Vermächtnis
Ayurveda in der Antike
Vor langer, langer Zeit – ja, vor fünftausend Jahren – entwickelten die Weisen und Rishis des alten Indien ein Behandlungssystem, das auf der dem menschlichen Körper innewohnenden Fähigkeit basiert, sich selbst zu verjüngen und zu heilen sowie das natürliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Dieses System ist heute als Ayurveda bekannt, das Wissen oder die Wissenschaft des Lebens, die, so glaubt man, göttlichen Ursprungs ist. Nach der Hindu-Mythologie enthüllten die Götter den Weisen des Altertums die heilende Wirkung der Natur. Ihnen wurde ein Verständnis für die heilenden Eigenschaften von Wurzeln und Blättern, Früchten und Samen, Baumrinden, Kräutern und Sträuchern vermittelt. All diese Geschenke der Natur wurden von den Weisen verwendet, um eine Vielzahl von Krankheiten mithilfe von Mixturen, Ölen und Pasten zu behandeln. Das gesammelte Wissen dieser alten Ärzte wurde in den vier großen Veden zusammengefasst, den Eckpfeilern der hinduistischen Philosophie. Die Weisheit des Ayurveda wurde als Teil der spirituellen Tradition der vedischen Religion gelehrt und übernommen. Die Weisen gaben sie mündlich an ihre Schüler weiter, bis diese Lehren erstmals von dem Weisen Veda Vyasa in der Atharvaveda niedergeschrieben wurden. Zu dieser Zeit etablierte sich Ayurveda als eigenständige Wissenschaft. Um 1 500 v. Chr. entwickelte sich Ayurveda zu zwei Schulen – der Schule der Ärzte und der Schule der Chirurgen. Diese beiden Schulen stellen die acht Zweige der Ayurveda-Medizin oder der Ayurveda-Studien dar, in denen man sich in der Antike spezialisieren konnte.
Von Indien in die ganze Welt
Die beiden großen Städte der alten Indus-Kultur, Mohenjo Daro und Harappa, waren ebenfalls die Wiege des Ayurveda. Ausgrabungen in den Ruinen dieser Städte haben eindeutig gezeigt, dass die Ärzte der damaligen Zeit eine Vielzahl von Krankheiten therapieren und behandeln konnten. Schwarze Steine, die an der Ausgrabungsstätte gefunden wurden, entpuppten sich als besondere Steinart aus den Bergregionen, mit der Harnwegserkrankungen behandelt werden können. Ebenso wurde eine Rinde, die man an den Ausgrabungsstätten fand, vermutlich verwendet, um Erbkrankheiten sowie Husten zu behandeln. Die Wurzeln des Ayurveda reichen seit 5 000 Jahren bis tief in den Boden von Kerala und des übrigen Indien, wo die jeweiligen Herrscher ihre Ärzte ehrten und unterstützten. Worte dieser wundersamen Heilkunst dringen in die Ferne. Durch den Seehandel mit Indien lernten die Ägypter Ayurveda lange vor der Invasion von Alexander im 4. Jahrhundert v. Chr. kennen. Die Griechen und Römer kamen nach ihrer Invasion Ägyptens ebenfalls damit in Kontakt. Um das erste Jahrhundert n. Chr. drang Ayurveda durch den Buddhismus nach Osten vor, und viele buddhistische Mönche waren erfahrene Ayurveda-Ärzte. Ayurveda übte auch einen großen Einfluss auf die tibetische und chinesische Medizin aus, und Menschen aus vielen Teilen der antiken Welt reisten auf der Seidenstraße nach Indien, lernten die Ayurveda-Medizin kennen und nahmen diese Weisheit bei der Rückkehr in ihr Heimatland mit. Das wundersame daran ist, dass dies noch immer geschieht – denn Ayurveda ist ein Geschenk der Götter, ein ewiges Vermächtnis.