Ayurveda – eine Vergangenheit, in der die Zukunft liegt
Ayurveda im Wandel der Zeit
Wenn man an Kerala denkt, denkt man an Ayurveda, und wenn man an Ayurveda denkt, kommt einem zuerst die glorreiche Vergangenheit in den Sinn. Die Götter machten der Menschheit das göttliche Geschenk des Wissens zu ihrem eigenen Nutzen. Die alten Weisen und Rishis nutzten dieses Wissen zur Vorbeugung und Heilung von Krankheiten und bewahrt und überlieferten diese Weisheit durch die vedische Religion und deren Schriften sowie durch die Mythen und Legenden, die dieser lebendigen Geschichte Farbe und Tiefe verleihen.
Die drei großen Texte des Ayurveda Ayurveda ist größtenteils eine Wissenschaft der Gegenwart, deren Lehren und Prinzipien im Laufe der Jahrhunderte in ihrer reinsten Form weitergegeben wurden. Dies verdanken wir den drei großen überlieferten Texten, der Charaka-Samhita, geschrieben von Charaka, einem legendären Arzt des 1. Jahrhundert n. Chr., der Sushruta Samhita, festgehalten von Sushruta, dem großen Chirurgen des 4. Jahrhundert n. Chr. und der Ashtanga Hridaya, die im 8. Jahrhundert von Vaghbata, einem weiteren großer Philosophen und Arzt, geschrieben wurde. Diese Arbeiten bilden das Fundament der beiden Schulen des Ayurveda, der Charaka-Schule der Ärzte und der Sushruta-Schule der Chirurgen. In den folgenden Jahren wurden die sechzehn wichtigsten Ergänzungen hinzugefügt. Sie wurden als Nighantus bekannt, und sie trugen zur Verfeinerung der bereits bestehenden Ayurveda-Praktiken bei. Neue Medikamente wurden entdeckt, neue Krankheiten definiert und neue Therapien entwickelt. Mehr als 2 000 Pflanzen und Kräuter mit heilenden Eigenschaften wurden in diesen Ergänzungen identifiziert. Die ursprünglichen Texte wurden überarbeitet – die Charaka Samhita im 4. Jahrhundert von Dridhabala und im 8. Jahrhundert die Sushruta Samhita von Nagarjuna. Ayurveda wuchs mit der Zeit heran und besteht nunmehr aus acht Fachrichtungen, größtenteils in Übereinstimmung mit der modernen westlichen Medizin.
Von Weisen zu Vaidyars
Ayurveda, das einst von Weisen praktiziert wurde, verband man allmählich mit den Brahmanen. Damals konnten nur Brahmanen ayurvedische Ärzte werden. Später waren auch Menschen anderer Kasten in dieser Heilkunst bewandert, und diese Ärzte wurden Vaidyars genannt. Aufgrund ihrer Kunstfertigkeit und ihres Wissen gewannen diese Ärzte unabhängig von der Kaste, in der sie geboren wurden, ein hohes soziales Ansehen. In Kerala waren die Ashtavaidyas die traditionellen Ärzte. Der Legende nach war es Lord Parasuraman selbst, der 8 Familien in Kerala zu Ärzte ernannte, und diese Familien wurden als Ashtavaidyans bekannt, was 8 Ärzte bedeutet.
Maharishi Sushrut (1500 BC)
Gründervater der Surgery
Vom Niedergang zu erneuter Blüte
Ayurveda erlebt während der Herrschaft der Briten in Indien eine Zeit des Niedergangs, während die westliche Medizin immer mehr an Bedeutung gewann. Teile des Ayurveda und ayurvedischer Formeln drangen jedoch bis in den Westen und den entfernten Orient vor. Die beliebtesten waren die Früchte “Amala” und “Aritha”, die zur Herstellung von “Champoo” für Haare verwendet wurden. Das war die Geburtsstunde des heutigen “Shampoos”. Mit der Unabhängigkeit schüttelte Ayurveda seine Fesseln ab. Europäische Chirurgen übersetzten und nutzten indische Operationstechniken, wie sie in der Sushruta Samhita enthalten sind, einschließlich der Disziplin, die heute die plastische Chirurgie umfasst. Viele moderne Medikamente werden auf der Basis von Pflanzen aus Ayurveda-Texten hergestellt. Zum Beispiel wurde Rauwolfia serpentina zur Behandlung von Kopfschmerzen, Angst und Schlangenbissen verwendet, und mit einem Derivat davon behandelt man heute Blutdruckerkrankungen. Seit Mitte der 70er-Jahre wird Ayurveda in den entwickelten Ländern immer beliebter. Menschen aus diesen Ländern kamen nach Indien, um mehr über ayurvedische Kräuter und Mixturen sowie ihre Heil- und Behandlungsprinzipien zu erfahren … denn sie wussten, dass Ayurveda mit seinen Wurzeln in der Vergangenheit den Weg für künftige Fortschritte in der Welt der Medizin weisen würde.