Der Guna-Faktor
Laut Ayurveda werden die Kräfte, welche die fünf Elemente, aus denen das Universum gemacht wurde, bestimmen, Gunas genannt. Der Begriff ‘Guna’ bedeutet Strang, Faden oder Seil – oder in anderen Worten, Guna verbindet. Die Gunas sind in drei Kategorien unterteilt – Sattva, Rajas und Tamas, und alles in der Natur ist ein Zusammenspiel dieser drei Kräfte. Welche Faktoren genau machen die Gunas aus?
Sattva steht für Intelligenz und Güte. Sattva schafft Harmonie, Balance und Stabilität und ist hell und leuchtend. Rajas ist Wandel, Aktivität und Turbulenz. Rajas ist anregend und bietet Vergnügen, kann jedoch auch zu Schmerz und Leid führen. Tamas ist der Geisteszustand, in dem Dichte und Trägheit dominieren. Tamas fungiert als die Schwerkraft und hält die Dinge in einer bestimmten abgegrenzten Form. Tamas zeichnet sich auch durch Unwissenheit und einen Mangel an Bewusstsein aus.
Der Einfluss der Gunas
Die Gunas beeinflussen Ihre mentale Verfassung und bestimmen Ihr psychologisches Profil. Menschen, bei denen Sattva dominiert, sind liebevoll und mitfühlend. Sie sind reinen Geistes und man schätzt sie für ihre Weisheit. Wenn Rajas die vorherrschende Guna ist, neigt ein Mensch zu Egoismus, Ehrgeizig und Aggressivität. Er oder sie neigt zu Stolz und ist wahrscheinlich ein Kontrollfreak. Personen mit Rajas als vorherrschender Guna arbeiten hart, sind Perfektionisten, aber werden auch schnell wütend, haben Angst zu versagen und neigen zur Eifersucht. Personen, die von Tamas dominiert werden, neigen zur Faulheit, sind besitzergreifend, reizbar und rücksichtslos. Wie wir auf Ereignisse und Umstände reagieren, hängt davon ab, wie ausgeglichen Sattva, Rajas und Tamas in unserer geistigen Struktur zusammenspielen. Grundsätzlich ist der Geist Sattva, mit gerade genug Rajas und Tamas, um Wünsche zu stimulieren und zu befriedigen. Dieses Gleichgewicht muss in unserem Leben aufrechterhalten werden, damit wir vorwärts kommen.
Speisen und Gunas
Um dieses Gleichgewicht zu erhalten, ist es wichtig, die richtigen Lebensmitteln zu sich zu nehmen, da Lebensmittel, wie alles andere im Universum, von den Gunas geprägt sind. Sattva-Mahlzeiten sind immer frisch zubereitet, einfach und leicht. Sie erhöhen die geistige Energie und Klarheit und regen zu Fröhlichkeit und Heiterkeit an. Milch, Butter, frische, reife Früchte, Mandeln, Nüsse, Datteln, Sprossen, Gerste, Weizen, Kurkuma, Ingwer und Kardamom sind allesamt Sattva-Lebensmittel. Rajas-Speisen sind ebenfalls frisch, aber eher schwer. Sie umfassen nicht-vegetarische Speisen sowie alle Gemüse, Hülsenfrüchte und scharfen Gewürze. Rajas-Speisen erhöhen den Wunsch nach Macht, Position, Prestige und Wohlstand. Sie steigern auch die Sinnlichkeit sowie Zorn, Gier und Egoismus. Bei Tamas-Lebensmittel handelt es sich um verkochte, abgestandene und verarbeitete Lebensmittel. Dazu gehören Backwaren, Fastfood, Alkohol, Tee, Kaffee, Gurken und Konserven. Tamas-Speisen machen depressiv, unsicher und egozentrisch. Solche Lebensmittel verursachen ein rasches Altern sowie chronische Krankheiten.
In Kerala, wo Ayurveda in seiner reinsten Form seit Jahrhunderten praktiziert wird, ist die Bedeutung der richtigen Ernährung von Kindheit an Teil der Erziehung. Die Vaidyars oder traditionellen ayurvedischen Ärzte können Sie bei der Wahl Guna ausgleichender Lebensmittel beraten, denn an verschiedenen Stationen Ihres Lebens wird die eine oder andere Guna das Gleichgewicht stören und schlechte Zeiten hervorrufen. Doch diese gehen vorüber, und das Verständnis des Guna-Faktors macht es Ihnen möglich, mit sich selbst in Harmonie zu sein.